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der mond ist eine blume

by mondblume

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1.
DEM AUSGANG ZU die nachtvögel tragen brennende laternen im gebälk ihrer augen. sie lenken zarte gespenster und fahren auf zartadrigen wagen. das schwarze schaukelpferd ist vor den berg gespannt. die toten tragen sägen und stämme zur mole herbei. aus den kröpfen der vögel stürzen die ernten auf die tennen aus eisen. die engel landen in körben aus luft. die fische ergreifen den wanderstab und rollen in sternen dem ausgang zu.
2.
blumen 02:08
BLUMEN vor den kunkelstuben jagen die löwen spin- nen und prinzen ungeheuer aus salz und blumen. die spinnen jagen die prinzen. die prinzen geleiten die jagenden löwen in blumen. die spinnen jagen die spinnerinnen. die löwen sind ungeheuer. die spinnen sind aus salz. die prinzen sind blumen.
3.
SEKUNDENZEIGER dass ich als ich ein und zwei ist dass ich als ich drei und vier ist dass ich als ich wieviel zeigt sie dass ich als ich tikt und takt sie dass ich als ich fünf und sechs ist dass ich als ich sieben acht ist dass ich als ich wenn sie steht sie dass ich als ich wenn sie geht sie dass ich als ich neun und zehn ist dass ich als ich elf und zwölf ist.
4.
IM AUTONOMOBILEN REICH 1 zwei a drei a vier meter pfund da hat er denn in seinem licht den text zu einem halben wort und misst den meter vom gewicht drei dutzend a in einem hals dreivierteltakt mit melodie er weiss es wenn es wird und hat und singt die or als thographie verhocken ihren schwarzen hock verstehen ihren schwarzen steh ach bitte nehmen sie doch platz bevor ich wieder weitergeh 2 als auf den venen etwas vor und rede wenn ich sprechen soll und dargetan durch meinen hals so wird der tropfen endlich voll pathemdentiertes ausserdem das eine ihren sich bewegt von früher bin ich es gewöhnt als kralle an den schatz gelegt gross dass er ruft für dass er ruft hat er ihn immer um gewicht den takt der würfel blasen quem gestein in gala im gesicht 3 er kommt abhanden mit der hand er kommt abfussen mit dem fuss und trägt in seinem taschenfleisch den aufgerollten redefluss in acht und bann und neun und zehn so übermannt und überfraut dass keiner je sich je und je und an der tafel nacktes kaut er triptycht das grammatikkreuz staniolverpackt als schwarzer spass als einzahl mehrzahl rübezahl als faselhans am faselfass 4 er trapeziert das publikum das kruzifixundfertig ist und sprachlos sich im leib verirrt als gallonierter zivilist wir zeigen an und wissen nichts und keiner weiss wieviel es macht und särge turnen an dem reck und unser totenhemdchen kracht quer durch die eierkolonie und ohne boden in dem rang die dolmen aus papier im mund et cetera noch zentnerlang 5 klavier klasechs klaacht klazehn das schwatz und plauderblei im mund und sitzt auf dem siestabrett und schwimmt davon als letztes pfund als auf und quasten rede ich wohin führt dieser weggenweg nach i nach a nach o nach e ein exemplar dient als beleg ich mal mal eins das mumienmehl es benefizt und malefizt und bombastiert die falsche luft wozu es aus den schwänzen blitzt 6 hochnehmst millionenmill um bitt fallammelmahl fallobst toast bum bum barind ruckturtelsack und tabledhoten ihn vom ast lammdi lammda im bretterbaum im autonomobilen reich allotria trio quartett und hanst ihm backen in den streich kumm kumm rindel delin ritz pfiff bestockt beschirmt die adlerkrill in scheiben roh gefrickt gefrackt spiesshui der fieder schnabelschnill
5.
DER GORDISCHE SCHLÜSSEL Während die einen mit ihrer rechten Hand auf ihre linke Hand und mit ihrer linken Hand auf ihre rechte Hand zeigen, beide Hände voll zu tun haben und dennoch auf keinen grünen Zweig kommen, wachsen die andern auf Bäumen in den Himmel, obwohl jemand da ist, der dafür zu sorgen hat, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Das raubt einem den Glauben an volle jen- seitige Flaschen. Verzweifelt lässt man Klausurlatein in den Baumschulen widerhallen, steigt als blinder Passagier in die Finanz- sänften der anderen und deckt seine Tränen mit Deckeln ohne Runzeln zu. Wenn das Volle vom Leeren betreten wird, sagt man nur noch prosit, lässt überhaupt aus sieben Sachen acht werden und alle Neun in ein x-y-z-beliebiges Loch rollen. Findet man schließlich in seinem Ahnen- fett einen Regenbogen, so wird es einem zu bunt, und auf einen Zug leert mam seine Flasche Mitgift, steigt wie ein pflichtvergessener A-postata- B-postata-C-postata-schütze in seinen Kassenschrank, schließt ihn gut von innen zu und verschluckt den Schlüssel.
6.
UNWESEN UND TREIBEN VERWIRRTER ENGEL Die fahnenflüchtigen Engel summen wie Schnee. Willkommen in der neuen Welt! Wie durch Fässer ohne Boden springen sie strahlend der Länge nach einer durch den andern, zersägen die Blitze auf dem Sägebock, befreien die gefesselten Blumen und werfen die Steine in das Meer. Die Steine klammern sich verzweifelt an ihre Lunge wie die schiffbrüchigen Silben an die Blätter der grünen Addition. Hinter einer Barrikade von Liederbüchern rufen die Engel Trumpf, nehmen sich bei den behandschuhten Händen, schlafen auf vierbeinigen Flüssigkeiten ein und verwandeln sich in einen kreisrunden Seelenlappen, der eine Nasenlänge über die Unendlichkeit hinausragt und sich im atheistischen Schnürboden als Körper ohne Namen vorstellt. So stehen die Dinge im Jahre Eins. Im Jahre Zwei hört die Flucht der Fahnen auf. Der Ruf: „Willkommen in der neuen Welt“ ertönt nur noch bei ritschratschrituellen Handlungen, zum Beispiel, wenn ein Topf voll Zeit vom Herd der Welt genommen wird. Im Jahre Drei ist die neue Welt alt geworden. Die Engel paginieren ihre Flügel und wollen wie eine Masse vasenhäutigen Scholarenwindes verduften. Dieser Duft wird jedoch von einem gewissen stärkeren Duft so gewaltig überduftet, dass die Engel dabei in zwei gleich große kalte Portionen zerfallen, die schwarze Farbe bekennen, dem „im Namen“ das „Amen“ und dem Anfang vom Gesang den Schluss vom Lied folgen lassen, während im ungebadeten Urtext schließlich die Engel an die Deichseln der Sterne gespannt werden und mit dem Wahngebilde auf Nimmerwiedersehen verschwinden.
7.
DIE UNERSPRIESSLICHE AU Herr von So und So zerstampft seinen Papageien, bis sich der Papa von der Mama scheidet, bis sich der Papa von der Mama scheidet, sagte ich, und die Geien als Saft frei werden. Die reifen Monokel fallen aus den Fleischwolken. Die grauen Springbrunnen humpeln auf Krücken fort. In den Krallen fasst etwas festen Fuß, und von den Hüten bis hinab in die Schuhe trocknen die Selfmadeeuter ein. Auf den Quecksilberwiesen tanzen Quasten, Troddeln, Haare, Knochen, Federn, um ein elektrisches Herz. Langsam werden die Gliederpuppen schweigsamer und schweigsamer, kälter und kälter. Die steinalten Steine und die blutjungen Steine spazieren zwischen dem Hintergrund und dem Vordergrund pflichtgemäß hin und her. Es knackt in dem Busen der Luft. Die mutierenden Stimmen der Pyramiden versiegen. Aus den Knopflöchern der Wolken fallen die galvanisierten Hasenpfoten. Unvermittelt springt Herr von So und So mit einem schneidigen „qui vive“ in das Bodenlose. Da aber das Bodenlose doch einen Boden hat, sehen wir Herrn von So und So resigniert wieder zu seinem Gähnstühlchen zurückkehren, Papa, Mama und Papagei lallen und einschlummern.
8.
DIE GRAUE ZEIT Ich fühle, wie die graue Zeit durch mich zieht. Sie höhlt mich aus. Sie bleicht meine Träume. Sie zieht schon so lange durch mich. Ich liege am Strand eines ausgeflossenen Meeres, am Rand einer ungeheueren Muschel. Es zerbröckelt, es verwittert um mich und rinnt in die Tiefe. Langsam zerfällt der Raum. Ich liege am Strand eines ausgeflossenen Meeres, am Rand einer ungeheueren Muschel. Ein Mond glänzt darin. Ein großes Auge, eine große Perle, eine große Träne glänzt darin. Ich fühle, wie die graue Zeit durch mich zieht. Sie zieht schon so lange durch mich. Sie höhlt mich aus. Sie bleicht meine Träume. Ich erschauere und bebe. Ich verwittere. Wie verlassene, fahle Bauten stehen meine Träume am Strand eines ausgeflossenen Meeres, am Rand einer ungeheueren Muschel. Die Monde, Augen, Perlen, Tränen zerfallen. Ich fühle, wie die graue Zeit durch mich zieht. Ich träume schon so lange. Ich träume mich grau in graue Tiefe.
9.
HALB REH HALB MÄDCHEN Ein nacktes träumendes Geschöpf, halb Reh, halb Mädchen, lässt sich unter einem alten morschen Baume in meinem träumenden Garten nieder. Das nackte träumende Geschöpf, halb Reh, halb Mädchen, vertraut dem alten morschen Baume an, dass die Augen nie erlöschen, dass die Sterne nie verglühen, dass die erde der Himmel sei. Und der alte morsche Baum beginnt zu grünen und zu blühen.
10.
ICH BIN DER TRAUM Hauche mich an, lasse mich erstehen. Hauche mich an, lasse mich vergehen. Hauche mich an, nun bin ich Licht. Ich bin der Traum, der aus dir spricht.
11.
die ebene 03:32
DIE EBENE Ich befand mich allein mit einem Stuhl auf einer Ebene, die sich in einen leeren Horizont verlor. Die Ebene war fehlerlos asphaltiert. Nichts, aber auch gar nichts außer mir und dem Stuhl befand sich auf ihr. Der Himmel war immerwährend blau. Keine Sonne belebte ihn. Ein unerklärliches, vernünftiges Licht erhellte die endlose Ebene. Wie künstlich aus einer anderen Sphäre projiziert, erschien mir dieser ewige Tag. Ich hatte nie Schlaf, nie Hunger, nie Durst, nie heiß, nie kalt. Da sich nichts auf dieser Ebene ereignete und veränderte, war die Zeit nur ein abwegiges Gespenst. Die Zeit lebte noch ein wenig in mir, und dies hauptsächlich wegen des Stuhles. Durch meine Beschäftigung mit ihm verlor ich den Sinn für Vergangenes nicht ganz. Ab und zu spannte ich mich, als sei ich ein Pferd,vor den Stuhl und trabte mit ihm bald im Kreis, bald gerade aus. Dass es gelang, nehme ich an, ob es gelang, weiß ich nicht, da sich ja im Raume nichts befand, an dem ich meine Bewegung hätte nach- prüfen können. Saß ich auf dem Stuhl, so grübelte ich traurig, aber nicht verzweifelt, warum das Innere der Welt ein solches schwarzes Licht ausstrahlte.
12.
sophie 08:41
SOPHIE Die Herzen sind Sterne, die im Menschen blühen. Alle Blumen sind Himmel. Alle Himmel sind Blumen. Alle Blumen glühen. Alle Himmel blühen. Ich spreche kleine, alltägliche Sätze Leise für mich hin. Um mir Mut zu machen, Um mich zu verwirren, Um das große Leid, die Hilflosigkeit, in der wir leben, zu vergessen, spreche ich kleine, einfältige Sätze. Die Meere sind Blumen. Die Wolken sind Blumen. Die Sterne sind Blumen, die im Himmel blühen. Der Mond ist eine Blume. Der Mond ist aber auch eine große Träne. Alle Blumen blühen für dich. Alle Herzen glühen für dich. Ich spreche kleine, einfältige Sätze Leise für mich hin, immerfort für mich hin. Ich spreche kleine, alltägliche, geringe Sätze. Ich spreche wie die geringen Glocken, die sich wiederholen und wiederholen. Sophie ist ein Himmel. Sophie ist ein Stern. Sophie ist eine Blume. Alle Blumen blühen, blühen für dich. Alle Herzen glühen, glühen für dich. Nun bist du fortgegangen. Was soll ich hier gehen und stehen. Ich habe nur ein Verlangen. Ich will dich wiedersehen. Wir zogen hell Durch Glanz und Duft. Nun tut das Licht mir weh und niemand ruft und zeigt mir eine Blume oder einen Stern. Es blüht im Himmelsgrund zwischen Dunkelheit und Licht strahlend wie ein Stern dein gütiges Gesicht. Du bist ein Stern und träumst in Gottes lichter Blume. Ich mag nicht weitergehen. Ich will auch schlafen. Sie wie du schläfst In Gold und tiefer Ferne In einem reinen Wiegen. Verloren wie der alte Mond, der schon viel tausend Jahre stirbt, Ist dieser arme Tränenmensch, der um die tote Rose wirbt. Wie schnell vergeht ein Leben In Gottes lichtem Dunkel. Kaum ist heute gesagt, ist morgen schon vergangen. Und so vergehen die Jahre mit Spielen, Träumen, Säumen. Und so vergeht die Zeit in der die Blumen schweben. Wann blühen wir wieder vereint an Gottes lichtem Strauch? Wann ruhe Ich für immer In deinem reinen Hauch? Du lächeltest um nicht zu weinen. Du lächeltest, als würden lange noch die guten Tage scheinen. Deine Flügel glänzten wie junge Blätter. Dein Gesicht war ein weißer Stern. Seitdem du gestorben bist, danke ich jedem vergehenden Tag. Jeder vergangene Tag bringt mich dir näher.

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Klangabenteuer in Wortskulpturen von Hans Arp

Aus: Hans Arp - Wortträume und schwarze Sterne.
Auswahl aus den Gedichten der Jahre 1911 – 1952.
Limes Verlag Wiesbaden/ München.

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released January 28, 2013

mondblume
Gunilla Göttlicher & Leo Auri

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mondblume Berlin, Germany

mondblume

Leo Auri
&
Gunilla Göttlicher

Die Meere sind Blumen. Die Wolken sind Blumen. Die Sterne sind Blumen, die im Himmel blühen. Der Mond ist eine Blume. Der Mond ist aber auch eine grosse Träne.
-Jean Arp
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