Aus: Hans Arp - Wortträume und schwarze Sterne.
Auswahl aus den Gedichten der Jahre 1911 – 1952.
Limes Verlag Wiesbaden/ München.
(Basel 1943 – 1945)
SOPHIE
lyrics
SOPHIE
Die Herzen sind Sterne,
die im Menschen blühen.
Alle Blumen sind Himmel.
Alle Himmel sind Blumen.
Alle Blumen glühen.
Alle Himmel blühen.
Ich spreche kleine, alltägliche Sätze
Leise für mich hin.
Um mir Mut zu machen,
Um mich zu verwirren,
Um das große Leid, die Hilflosigkeit,
in der wir leben, zu vergessen,
spreche ich kleine, einfältige Sätze.
Die Meere sind Blumen.
Die Wolken sind Blumen.
Die Sterne sind Blumen,
die im Himmel blühen.
Der Mond ist eine Blume.
Der Mond ist aber auch eine große Träne.
Alle Blumen blühen für dich.
Alle Herzen glühen für dich.
Ich spreche kleine, einfältige Sätze
Leise für mich hin,
immerfort für mich hin.
Ich spreche kleine, alltägliche, geringe Sätze.
Ich spreche wie die geringen Glocken,
die sich wiederholen und wiederholen.
Sophie ist ein Himmel.
Sophie ist ein Stern.
Sophie ist eine Blume.
Alle Blumen blühen,
blühen für dich.
Alle Herzen glühen,
glühen für dich.
Nun bist du fortgegangen.
Was soll ich hier gehen und stehen.
Ich habe nur ein Verlangen.
Ich will dich wiedersehen.
Wir zogen hell
Durch Glanz und Duft.
Nun tut das Licht mir weh
und niemand ruft
und zeigt mir eine Blume
oder einen Stern.
Es blüht im Himmelsgrund
zwischen Dunkelheit und Licht
strahlend wie ein Stern
dein gütiges Gesicht.
Du bist ein Stern
und träumst in Gottes lichter Blume.
Ich mag nicht weitergehen.
Ich will auch schlafen.
Sie wie du schläfst
In Gold und tiefer Ferne
In einem reinen Wiegen.
Verloren wie der alte Mond,
der schon viel tausend Jahre stirbt,
Ist dieser arme Tränenmensch,
der um die tote Rose wirbt.
Wie schnell vergeht ein Leben
In Gottes lichtem Dunkel.
Kaum ist heute gesagt,
ist morgen schon vergangen.
Und so vergehen die Jahre
mit Spielen, Träumen, Säumen.
Und so vergeht die Zeit
in der die Blumen schweben.
Wann blühen wir wieder
vereint an Gottes lichtem Strauch?
Wann ruhe Ich für immer
In deinem reinen Hauch?
Du lächeltest
um nicht zu weinen.
Du lächeltest,
als würden lange noch
die guten Tage scheinen.
Deine Flügel glänzten
wie junge Blätter.
Dein Gesicht
war ein weißer Stern.
Seitdem du gestorben bist,
danke ich jedem vergehenden Tag.
Jeder vergangene Tag
bringt mich dir näher.
Die Meere sind Blumen. Die Wolken sind Blumen. Die Sterne sind Blumen, die im Himmel blühen. Der Mond ist eine Blume. Der Mond ist aber auch eine grosse Träne.
-Jean Arp...more
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